Poésie en allemand
Extraits du recueil “Deutsche Gedichte”
Prix de poésie d’exil 2021
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Geständnis (nach Seeräuber Jenny)
Meine Herren,
mal wollte ich eben auch
eine große Suppe kochen mit Knoblauch und viel Gift.
Lass, daraus wird nichts
was also regst du dich auf?
Weit weit entfernt
als ich klein war
haben wir uns abgesprochen, dass nicht.
Und so
was du von mir...
Versteht ihr?
Das ist doch kopfloses Krickelkrakel
denkt ihr.
Bloß, ich habe versucht zu verstehen
mein ganzes Leben
und habe mich bemüht ohne Ende
unaufhörlich
mich, der Realität anzupassen
die man nicht leugnen kann.
Doch immerhin die Kultur!
Und immerhin das Wunder Mensch!
Die Schöpfung!
Na, klar, Ich hab dem zugestimmt, was du gesagt hast
Du, und Du, und Du.
Ich nickte
Ja, ich verstehe und akzeptiere, mich betrifft es nicht.
Tatsächlich, man kann sie nicht leugnen
die Wahrheit
weil Gott ist mit euch, hast Du gesagt
und auch Du hast’s gesagt
und Du auch.
Jetzt
Dir und Dir und Dir
werde ich eine Suppe eingießen
und zusehen
wie Du
und Du auch
euch windet
unter dem Himmel des Herrengottes
den ihr alle
Ihr alle
auch die Nicht-Juden
so liebt
und ich werde sagen
Amen. -
Ich übersetze
Man könnte sicherlich sagen, dass ich mit einer gewissen, nicht unbedeutenden Dringlichkeit herumrenne, wie eine Maus, das Loch im Notizbuch suchend. Ja, es muss sich in irgendeinem Notizbuch befinden, das Loch, durch das man, ohne Störung, ganz tief eintauchen kann und auf der anderen Seite herauskommt. Wie Alice. Auf Hebräisch ist sie Alisa. Das bedeutet fröhlich. Den letzten Satz habe ich nur hier in der Übersetzung geschrieben. Und es gibt dort viele Dinge, auf der anderen Seite. Viel ist Schrott, Schatten und amorphe Gestalten, die sich vielleicht später aufklären werden, und unzählige Überraschungen. Eigentlich ist dort alles voller Überraschungen, wirklich ununterbrochen, beispiellos. Nicht, dass sie immer gut sind, die Überraschungen, es gibt schon von allem, aber lieber eine nicht so gute Überraschung, als die ganze Zeit nur herumrennen und suchen, wie die Maus das Loch. Ansonsten sind sie am Kommen und Gehen, die Überraschungen, und bleiben nicht allzu lang. Es ist etwa, wie bei einem Filmfestival, wo man ununterbrochen Filme anschaut, bewegte Bilder, die kommen und gehen, alle möglichen Geschichten... bis man durch das Loch des Notizbuches zurückkehrt.
Notizbuch! Nein, hier muss ich einfach etwas ganz anderes sagen, eine Übersetzung geht gar nicht. Ich erkläre also, das Wort „Notizbuch“ heisst auf hebräisch „Makhberet“, aus der Wurzel „Kh.B.R“, woraus das Verb „Lekhaber – verbinden“ aufgebaut ist. Beim ersten Schreiben auf Hebräisch habe ich begonnen, nach dem Sinn des Notizbuches heute zu fragen, und bin in eine ganz andere Richtung abgerutscht, mit dem Nachdenken über die Bedeutung von Verbundenheit, da die Worte ihre eigene Sprache sprechen und manchmal wollen sie etwas ganz anderes sagen als die Person, die sie sagt, also ich. Alles das habe ich natürlich nicht in dem hebräischen Text geschrieben, nicht so. Ist das ein Problem für die Deutschsprechenden? Ist das ein Problem? Eher eine Überraschung? Offensichtlich bin ich schon ganz nah an Alices‘ anderer Seite, wie schön, dass es immer jemanden gibt, der auf mich dort wartet, mit allen Dingen, die nie weniger werden.
Und in Esperanto: espérer est déconseillé. Faire et croire! Disait le bon Dieu, sans mots.
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Das Lied des Chores
Kann etwa ein Schwarzer seine Haut wandeln
Oder ein Leopard seine Flecken
Doch tief in ihrem Herzen weiß sie
Dass es unmöglich ist
Dass es gegen die Natur ist, gegen die WahrheitBloß ihre Gier ist stärker als sie
Ihr Hochmut kennt keine Grenze
Der Betrug ist ihr bester Freund
Ihr Liebhaber
Nach dem sie begehrtUnd was immer ihr im Weg steht
hin zu ihrem Liebhaber
zertrampelt sie
An seiner Seite will sie sitzen und herrschen
Die Königin der Hochstapelei
Über die zertrümmerte Welt
die sie hinter sich lässt